Jahresrückblog 2022

Ich denke wir sind uns alle einig: Das nächste Jahr kann nur besser werden. Aber waren wir uns Ende 2020 und Ende 2021 diesbezüglich nicht auch schon einig? Irgendwie habe ich das Gefühl seit jetzt fast drei Jahren in einer globalen Dauerkrise zu leben. Corona, Klima, Ukraine, Energie, Inflation, Nazis, die Schlagwortliste ist lang und schäbbig.

Wie wir diese Herausforderungen in den kommenden Jahren wuppen wollen, ist mir schleierhaft. Das sind dicke Bretter, die gebohrt werden müssen. Aber bei keinem einzigen Brett ziehen wir gesellschaftlich an einem Strang. Im Gegenteil. Wir dreschen aufeinander ein. Und schaut man sich die Kommentarspalten in den Sozialen Medien an: sieht man, wie erbarmungslos und durchgeknallt das inzwischen geschieht. Darüber schrieb ich schon mehrfach und es ist müßig, dies weiter zu tun. Es macht mich inzwischen fassungslos, wie viel Dummheit, Radikalität, Empörung und Dagegen-Haltung im Netz (und in der echten Welt) munter rausgerotzt werden. Kommentare, bei denen du merkst, dass der Verfasser keine zwei Sekunden weitergedacht hat. Nicht einmal seinen Standpunkt überprüft hat, nicht für fünf Pfennig überlegt hat, was seine Aussage oder Forderung bedeutet, ob sie umsetzbar ist und was dafür oder dagegen spricht. Alles egal, erstmal den unverdaulichen Müll rauskotzen. Sollen die Linksgrünversifften sich doch damit beschäftigen.

Es ist ja auch witzig, dass ich – je nachdem, was ich so in den Sozialen Medien poste – mal ebenfalls als linksgrünversifft bezeichnet werde und dann wieder mal in die Nähe von der neuen Rechten gerückt werde. Aber nun gut, ich hocke schon mein halbes Leben zwischen den Stühlen. Und inzwischen gilt auf Twitter ja nahezu uneingeschränkt das Sprichwort: „Bist du nicht für mich, dann bist du gegen mich.“ Insofern ist es vielleicht eher ein Zeichen von differenzierter Betrachtung.

Aber zurück zum endenden Jahr. Über mein Glück mit dem neuen (Teilzeit-)Arbeitgeber habe ich ja bereits in meinem letzten Beitrag geschrieben. Insofern kann ich dieses Jahr auch nicht als komplett kacke bezeichnen. Im Gegenteil: Beruflich war es super! Und wie so oft in meinem Leben kam wieder alles zu mir, ohne dass ich mich bemüht habe. Irgendwann hatte ich halt eine Mail im Postfach, in der ich gefragt wurde, ob ich mir nicht vorstellen könnte, in dieser Agentur zu arbeiten. Konnte ich. Und alles ward schön.

Ansonsten war es ein anstrengendes Jahr. Dadurch dass dieser Job aus heiterem Himmel zu mir kam – und ich ihn auch echt nicht ablehnen konnte – staute sich hinten raus ein wenig die Arbeit. Denn ich habe ja halt auch noch meine freiberuflichen Aufträge. Und das muss im kommenden Jahr besser laufen. Nochmal möchte ich nämlich nicht am Heiligabend um 20.00 Uhr am Rechner sitzen und schreiben.

2022 war das erste Jahr seit 2010, in dem ich nicht im Kloster Arenberg war. Über Ostern wollten die beste Frau und ich eigentlich diverse Sachen im Haus erledigen und fuhren deshalb nicht. Im Herbst dann war es die Arbeit, die es unmöglich machte, einfach mal so fünf, sechs, sieben Tage auszuspannen. Immerhin: Fürs kommende Jahr ist die erste Buchung schon gemacht.

Gesellschaftspolitisch war das vergangene Jahr in vielen Bereichen enttäuschend. Eine freidrehende, im braunen Supf nach Wählerstimmen fischende FDP blockiert ungefähr jeden vernünftigen Vorschlag und hält sich für die letzte aufrecht kämpfende Verteidigungslinie der Freiheit: freie Fahrt für freie Bürger! Masken in der Bundesbahn sind Sklaverei! Vermögenssteuer ist ungerecht. Aber die Leute, die sich auf die Straße kleben gehören, die sollten am besten lebenslänglich hinter Gitter.

Es kotzt mich so an. So, so, so sehr.

Über den Krieg muss man wahrscheinlich nicht viel schreiben. Es ist ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg. Putin ist der Aggressor, der Kriegsverbrecher und man sollte ihn ächten, isolieren und schnellstmöglich handlungsunfähig machen. Egal wie. Und jeder, der jetzt etwas von „Diplomatie“ und „Verhandlungen“ denkt, soll mir bitteschön mal sagen, auf welcher Grundlage denn diese Verhandlungen stattfinden sollen? Wenn Putin seine Truppen auf sein international anerkanntes Staatsgebiet zurückzieht, die völkerrechtswidrig annektierte Krim räumt und mal 50 oder 100 Milliarden zum Wiederaufbau der Ukraine auf den Tisch legt, dann könnte man verhandeln. Alles andere wäre fatal.

Zurück ins Private: Hat mich musikalisch irgendetwas in den vergangenen 12 Monaten bewegt? Kaum. Zumindest war nix Neues dabei, was mich komplett umgehauen hätte. Eminem und Dr. Dre in der Superbowl-Halbzeitshow, das war schon klasse. Dann war da der Rapper Dax, der mir aufgrund seiner vielen Texte zu Depressionen, Suizid, mentale Krisen und Sucht ans Herz gewachsen ist

Ansonsten habe ich viel älteres Zeugs gehört: King Diamond, Heaven shall burn, Gothic-Kram aus den 1990ern und immer wieder auch dieser Song *räusper*

Was habe ich 2022 vermisst? Flohmärkte, gute Serien auf Netflix und Co, Konzerte, das Kloster und die Menschen im Kloster, manchmal Hoffnung, bezahlbare Kaminholzpreise, ein normales Dschungelcamp in Australien, tiefe Freundschaft, zuverlässige Handwerker, beizeiten meinen Antrieb und meinen Selbstwert.

Was nehme ich mir fürs kommende Jahr vor? Ach, das Übliche: Endlich vielleicht doch mal Sport machen, abnehmen, weniger Kippen, weniger Angst, mehr Selbstwert, gute Handwerker finden, das Haus auf Vordermann bringen, im Lotto gewinnen, gute Arbeit hinlegen und Frieden finden in mir.

Aber wenn ich ehrlich bin: Dies wird mir wahrscheinlich nicht gelingen. Speziell die Sache mit den guten Handwerkern ist schon verdammt optimistisch, nahezu euphorisch.

Genug geschrieben. Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch. Kommt gesund und achtsam ins neue Jahr, macht besser, was ihr besser machen wollt und seid nett zu anderen und euch selbst. Wir lesen uns in 2023!

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