Aktion Briefe gegen die Angst

Die aktuelle Situation überfordert wahrscheinlich jeden von uns. Ich habe Angst, ihr habt Angst und jede dieser Ängste sieht wahrscheinlich ein wenig anders aus. Da ich gerade ziemlich viel Zeit habe, wollte ich ein wenig für euch schreiben. Singen kann ich nämlich nicht und als Spargelstecher eigne ich mich auch nicht. Aber ich will trotzdem ein wenig Hilfe mit euch teilen.

Ich glaube ja fest daran, dass unsere Ängste kleiner werden, wenn wir sie erst einmal SEIN lassen, wenn wir sie neutral wahrnehmen und wenn wir mit ihnen kommunizieren. Ich habe ziemlich gute Erfahrungen damit gemacht, den Ängsten Briefe zu schreiben. Und weil ich das nun mal kann – schreiben – und weil ich denke, dass es vielleicht einigen von euch helfen könnte, habe ich mir folgendes überlegt.

Schreibt mir eine kurze Mail, wovor ihr euch fürchtet. Spinnen? Zahnarzt? Corona? Tod? Einsamkeit? Armut? Ihr müsst dabei wirklich nicht ins Detail gehen, wenn ihr nicht möchtet. Ich schreibe dann dem Gegenstand eurer Angst einen Text, der sich gewaschen hat. Vielleicht humorvoll, vielleicht pathetisch, vielleicht ernst, sachlich oder liebevoll – keine Ahnung. Ihr könnt ihn euch ausdrucken, an die Kühlschranktür pinnen, verbrennen oder ins Portemonnaie packen. Und mit etwas Glück wird euere Angst mit dem Lesen etwas kleiner. Das würde ich mir wünschen.

Ich habe keine Ahnung, ob sich irgendwer für dieses Angebot interessiert. Aber warum nicht einfach mal ausprobieren? Die Welt ist schließlich für uns alle gerade ganz neu, ganz fremd, ganz klein, feindlich, träge und still.

Wer also mag, möge mir unter sprachrhythmus@outlook.com eine kleine Mail mit „seiner“ Angst schicken und ich werde versuchen, diese Angst wegzuschreiben. Weil da draußen gerade viel zu viel Angst ist. Wem sein Text dann gefällt, kann sich gern melden und kann freiwillig eine Kleinigkeit per paypal spenden – aber das soll weder Verpflichtung noch Hindernis sein. Ich mache es in erster Linie, weil ich es möchte. Und weil ich glaube, dass man gerade gegen die Welt anschreiben muss.

UPDATE

Ihr Lieben, vor einigen Tagen startete ich hier im Blog einen Aufruf. Ich wollte von euren Ängsten lesen, wollte wissen, was euch gerade Angst macht. Und ich bot euch an, diesen Ängsten in eurem Namen einen Brief zu schreiben.

Mir hat das sehr viel bedeutet: Eure entwaffnende Offenheit und euer Vertrauen, mir einfach so einen Einblick in euer Seelenleben zu geben – das ist schon etwas ganz Besonderes. Und es hat mich extrem bereichert. Euren Ängsten schreiben zu dürfen, war ein Geschenk für mich. Denn ich bin ja selbst so ein ängstlicher Mensch, dem so viel da draußen oft zu viel wird. Dadurch, dass ich mich auf eure Themen konzentrierte, habe ich auch etwas über meine Themen gelernt. Es war also durchaus eine Win-win-Situation.

Inzwischen hat eine ganze Reihe von LeserInnen einen entsprechenden Brief von mir bekommen. Ich weiß nicht, ob ich immer den richtigen Ton getroffen habe, schließlich schrieb ich ja ins Blaue hinein. Aber die Rückmeldungen, die bisher kamen, waren sehr schön und rührend und bei einigen eurer Rückmeldungen musste ich mir ein Tränchen verkneifen. Ich hatte mir gewünscht, dass meine kleinen Briefe euch helfen mögen, aber ich hatte es nicht erwartet.

Ich möchte diese Idee gerne ausweiten und weiter von euren Ängsten lesen, ihnen Briefe schreiben und schauen, was passiert. Und ich möchte all dies sammeln und zu einem späteren Zeitpunkt einmal, entsprechend anonymisiert und aufbereitet, anderen Menschen zur Verfügung stellen. In welcher Form auch immer. Denn ich könnte mir vorstellen, dass diese Briefe auch anderen Menschen helfen könnten, sich besser mit ihren Ängsten auseinanderzusetzen. Aber dazu benötige ich noch viel mehr Material, noch viel mehr Ängste, mehr Geschichten. Ich will mehr Briefe schreiben. Und letztendlich mehr Menschen ein klein wenig helfen.

Was ihr nun tun könnt? Ganz einfach: schreibt mir. Teilt meinen Aufruf, erzählt anderen davon. Auf Insta und Facebook, per WhatsApp, Mail und Telefon. Ich hab Bock darauf, mich mit euch gemeinsam durch diese absolut verrückte Zeit zu schreiben. Habt ihr auch Lust? Dann lasst es uns angehen und und es unseren Ängsten aber mal so richtig zeigen! Auf dass alles viel besser wird, als wir es uns heute überhaupt vorstellen können.