
Ein Wochenende der Entscheidungen, ich glaube, so kann man es nennen, wenn man sich anschaut, was an diesem Wochenende alles auf dem Spiel stand und steht und bestimmt auch noch einige Tage stehen wird. Aber der Reihe nach.
Gestern Nachmittag fieberte man in Essen dem letzten Spieltag in der vierten Fußballliga entgegen. Traditionsclub Rot Weiß Essen konnte mit einem Sieg in die ersehnte dritte Liga (und damit in den Profi-Bereich) aufsteigen. Musste aber selbst gewinnen. An zweiter Stelle: die Preußen aus Münster, die schon den kleinsten Ausrutscher der Essener hätten für sich nutzen können. Doch Essen siegte, Münster auch, aber nicht hoch genug, großes Kino an der Hafenstraße. Warum allerdings Fußballfans bei solchen Siegen immer komplett durchdrehen müssen, das Stadion auseinandernehmen, obwohl dort heute die Damen-Bundeligamannschaft der SGS Essen um den Klassenerhalt spielen sollte, wird mir auf immer ein Rätsel bleiben. Ja, klar: Emotionen und so. Aber Freudentaumel und Asi-Sein liegen manchmal ziemlich dicht beieinander. Für die Mannschaft, für die Region freut mich der Aufstieg trotzdem.
Gestern Abend dann der Eurovision Song Contest – ESC – aus Turin. Und es war wie immer: viel Kitsch, viel Pathos, ein paar Absurditäten und am Ende liegt Deutschland am Ende. Dass die Ukraine mit ihrem Song beim Publikum ganz vorne lag, war abzusehen. Dass sich einige Kommentatoren in den Sozialen Medien darüber aufregten, auch. Die ganzen Sprüche, warum Deutschland keine Freunde in der Welt hat: auch wie in jedem Jahr. Hihihi, 2. Weltkrieg und so. Und natürlich: We are all different but the same, Diversity, Queerness, Awareness, diesmal sogar ein wenig Mental Health. Alles wichtig, alles richtig. Aber auch extrem ritualisiert, unoriginell und selbstreferenziell. Man feiert eine Vielfalt ab, die bei Tageslicht betrachtet gar nicht vielfältig ist und vor allen Dingen feiert man sich selbst als Community, als Bubble, als wenig durchlässiges System ab. Und trotzdem schaue ich es mir jedes Jahr an, habe Spaß und ärgere mich gleichzeitig.
Und dann war da heute ja noch die Landtagswahl NRW. Die CDU gewinnt überraschend deutlich, die SPD verliert deutlich, die FDP wurde nahezu vom parlamentarischen Hof gejagt und die Grünen schießen nach oben. Realistisch wird es nun eine schwarz-grüne Regierung in Düsseldorf geben. Und ehrlich gesagt hätte es deutlich schlimmer kommen können. Rot-Grün hat es in der vorletzten Legislatur verkackt (man erinnere sich nur an das Bildungsdesaster unter Ministerin Löhrmann), Schwarz-Gelb hat es in der letzten Legislatur verkackt. Und da ganz besonders die liberalen Minister:innen Stamp und Gebauer. Insofern ist die Kombi Schwarz-Grün vielleicht gar nicht so schlecht. Aber je älter ich werde, desto gelassener werde ich bei Wahlergebnissen. Es kommt, wie es kommt. Wunder werden nicht geschehen und untergehen wird das Land auch nicht.
Genug der Worte über Entscheidungen. Es könnten noch weitere folgen, denn meine vergangene Woche war sehr aufregend und spannend, aber not today!
Immerhin: Die Sonne ist da und ich kann wieder im Gartenoffice schreiben. Kommt gut durch die Woche, steckt euch nicht an, bleibt zuversichtlich, froh und kindlich.
Als Song-Rausschmeißer mal etwas Metal. Bin ich ja mit aufgewachsen. Geht immer. Und egal was ich auch tue, ich kriege die Wut sowieso nicht aus dem Balg.